Gefahrgutübung Deutsch Evern

Am Freitag, dem 31.03.2023, fand auf dem Truppenübungsplatz in Deutsch Evern die Quartalsübung der Feuerwehr Deutsch Evern statt. Wie auch einige andere Ortswehren in der Samtgemeinde Ilmenau, legt die Feuerwehr Deutsch Evern pro Jahr vier Themen fest, welche in den Gruppendiensten ausgebildet werden. Immer am Ende eines Quartals folgt dann eine Einsatzübung mit der gesamten Ortswehr, bei welcher das erlernte und gefestigte Wissen zum jeweiligen Thema auf die Probe gestellt wird.
Bei der Übung am vergangenen Freitag wurden die Deutsch Everner Kamerad:innen durch die Ortswehren Melbeck und Embsen mit jeweils einem (Tank)-Löschfahrzeug und dem Einsatzleitwagen unterstützt. Die initiale Meldung war ein Verkehrsunfall eines PKW mit Anhänger. Vom Anhänger solle gelber Rauch aufsteigen. Entsprechend der AAO (Alarm- und Ausrückeordnung) kam die Feuerwehr Deutsch Evern mit ihrem Anhänger Gefahrgut zur Einsatzstelle. Durch den Einsatzleiter wurde die Meldung bestätigt, woraufhin ein Bereich von etwa 150 m um das Unfallfahrzeug abgesperrt wurde. Es rüsteten sich zwei Trupps aus Deutsch Evern mit Atemschutzgeräten aus und legten die Körperschutzform 1 an, bestehend aus Gummihandschuhen und Hauben, die speziell für Gefahrgut ausgelegt sind. Diese Körperschutzform 1 ist wichtig für die schnelle Menschenrettung aus dem Gefahrenbereich, allerdings noch nicht ausreichend um direkt am Gefahrstoff zu arbeiten. Die Trupps gingen unter Atemschutz zum Unfall PKW vor und konnten so zwei Personen aus dem Gefahrenbereich retten.

Parallel hierzu wurde eine Dekontaminationsstrecke aufgebaut, in welcher sowohl Feuerwehrleute als auch Betroffene aus dem Gefahrenbereich gereinigt werden, bevor sie den Absperrbereich verlassen dürfen. So wird eine Verschleppung des Giftstoffes verhindert. Zur Kontrolle unserer gewissenhaften Dekontamination wurde im Gefahrenbereich eine Flüssigkeit versprüht, welche durch UV-Licht sichtbar gemacht werden kann. Nach Übungsende wurde mit einer UV-Lampe kontrolliert und es war tatsächlich kein „Gefahrstoff“ aus durch die Dekontaminationsstrecke gelangt, was den Teilnehmenden als sehr positiv im Gedächtnis bleibt.
Nachdem die beiden Trupps also Verletzte gerettet hatten und diese an das DRK zur weiteren Versorgung übergeben wurden, konnte der Trupp auch die Stoffnummer des austretenden Stoffes durchgeben. Über die Stoffnummer kann der Einsatzleiter wichtige Informationen zum Gefahrstoff herausfinden, welche für den weiteren Einsatzverlauf relevant sind.

Ebenfalls parallel zur Menschenrettung und zum Aufbau der Dekontaminationsstrecke, machten sich CSA-Träger (Chemikalienschutzanzug) bereit, um das weitere Austreten des Stoffes zu verhindern und diesen ggf. mittels einer Membranpumpe in ein neues Gefäß umzufüllen. Der erste Trupp ging unter CSA zur weiteren Erkundung vor und stellte dabei fest, dass ein Abdichten der beschädigten Fässer nicht möglich ist und forderte daraufhin die Membranpumpe an. Diese muss vom Trupp wiederum selbst an der Absperrgrenze abgeholt werden, damit so wenig Personal wie möglich den Gefahrenbereich betritt. Für den Notfall steht jedoch jederzeit ein zweiter Trupp unter CSA bereit, um den ersten Trupp im Falle eines Notfalls zu retten. Da auch diese Notfälle geübt werden sollen, trat der Fall ein, dass ein CSA-Träger bewusstlos zusammenbrach. Daraufhin setzte sein Trupppartner eine Mayday-Meldung ab, woraufhin zügig der Sicherheitstrupp kam, um gemeinsam den verunfallten Kameraden zu retten. Ein Kraftakt sowohl für die drei CSA-Träger, welche den Verletzten tragen müssen als auch für das Personal an der Dekontaminationsstelle, welches den Verunfallten aus seinem Schutzanzug befreien muss, die Maske und das Atemschutzgerät abnimmt und zeitgleich eine notdürftige Dekontamination durchführt, damit eine Verschleppung des Giftstoffs verhindert wird. Anschließend wird der Verletzte vom Rettungsdienst übernommen. In diesem Fall von der DRK-Bereitschaft, welche mit einem RTW und einem KTW vor Ort war.
Damit sich die Einsatzleitung ein genaues Bild der Lage am verunfallten PKW machen konnte, kam auch die neu beschaffte Drohne zum Einsatz. Mit ihr wurden Luftaufnahmen gemacht und auch nach einer dritten vermissten Person gesucht. Hierbei wurde durch den Drohnenpiloten ein Flächenbrand in der Nähe festgestellt. Es galt entsprechend schnell freies Personal zu finden um dann mit dem LF aus Embsen den Flächenbrand zu bekämpfen. Entsprechend hatte auch die Besatzung des Einsatzleitwagens zu tun, um beide Einsatzstellen parallel zu betreuen.

Alles in allem eine sehr umfangreiche Übung, welche äußerst Personal- und Materiallastig war. Dennoch hat sich wieder einmal gezeigt, wie gut die ortsübergreifende Zusammenarbeit der einzelnen Ortswehren in der Samtgemeinde funktioniert und auf welche Lagen wir vorbereitet sind und durch intensive Übungen auch weiterhin bleiben. Nach Übungsende erfolgte eine Nachbesprechung bei einer Bratwurst im Feuerwehrhaus Deutsch Evern.